Venus

Unser innerer Nachbarplanet Venus lässt sich leicht am Abend- oder Morgenhimmel als extrem hell strahlender Leuchtpunkt sichten und ist der Menschheit seit Anbeginn bekannt. Schon in der Antike erkannten die Gelehrten, dass es sich bei dem auffälligen Abend- oder Morgenstern um ein und denselben Himmelskörper handelt. Bereits im Feldstecher zeigt sich, dass Venus ähnlich wie der Mond Lichtphasen aufweist. Aber selbst die größten Teleskope enthüllen wenig mehr als eine strahlend helle Sichel oder ein grelles Scheibchen. Tatsächlich können wir nicht direkt auf die feste Oberfläche unserer Nachbarwelt blicken, denn eine permanente Wolkendecke blockiert unsere Sicht. Daher waren unsere Kenntnisse auch nach der Erfindung des Teleskops bis weit ins 20. Jahrhundert hinein sehr beschränkt. Die Spekulationen über die Bedingungen auf der Venus schossen somit ins Kraut. Viele Wissenschaftler hingen Vorstellungen einer von Ozeanen bedeckten oder einer Welt mit dampfenden Dschungeln an. Auf Grund der größeren Sonnennähe war klar, dass Venus deutlich wärmer als die Erde sein musste.

 

 

Raumsonden enthüllen eine giftige und heiße Welt

 

 

Dies änderte sich erst mit dem Aufkommen der Raumfahrt und tatsächlich war Venus das erste Ziel einer Raumsonde. Mariner 2 enthüllte im Dezember 1962, dass Venus alles andere als ein tropisches Paradies ist und rein gar nichts mit den sinnlichen Eigenschaften zu tun hat, welche die Mythologie der namensgebenden Göttin der Liebe zuschreibt. Vielmehr kommt unser innerer Nachbarplanet unseren Vorstellungen von der Hölle recht nahe. Mittlere Temperaturen von rund 470 Grad Celsius sind heiß genug, um Metalle wie Blei oder Zinn schmelzen zu lassen. Auf ihrer Oberfläche lastet ein Druck von rund 90 bar, die dichte Gashülle besteht zum größten Teil aus Kohlendioxid mit Beimengungen von Stickstoff und Argon. Ersteres erzeugt einen extremen Treibhauseffekt, der die Temperaturen auf höhere Werte als beim sonnennächsten Planeten Merkur ansteigen lässt. Auch die so strahlende permanente Wolkendecke erweist sich bei näherem Hinsehen als ziemlich unfreundlich, besteht sie doch aus feinen Tröpfchen konzentrierter Schwefelsäure.

 

Alle erdähnlichen Planeten im Sonnensystem weisen prinzipiell den gleichen inneren Aufbau auf: Eine dünne Kruste aus Silikatmineralen bedeckt einen mächtigen, ebenfalls aus Silikaten bestehenden Mantel, an dem sich ein Kern aus metallischem Eisen und Nickel anschließt. Nur von der Erde ist bislang eine Untergliederung des Zentralbereichs in einen flüssigen äußeren und einen festen inneren Kern bekannt. Der Aufbau der anderen Planeten wurde aus Modellrechnungen abgeleitet.

 

 

Innen wie die Erde

 

 

Wegen ihres inneren Aufbaus könnte Venus ein Zwilling unserer Erde sein. Mit einem Durchmesser von 12 104 Kilometern ist sie nur geringfügig kleiner als unsere Heimatwelt und erreicht rund 82 Prozent der Erdmasse. Ihre chemische Gesamtzusammensetzung lässt sich ebenfalls kaum von der irdischen unterscheiden.

 

 

Der längste Tag im Sonnensystem

 

 

Venus kann ein weiteres Extrem auf sich verbuchen, mit einer Rotationsdauer von 243 Tagen ist sie der am langsamsten rotierende Planet im Sonnensystem, zudem erfolgt die Drehung entgegen dem Drehsinn der meisten anderen Planeten.

 

 

Sowjetische Sonden erforschen die Venus-Oberfläche

 

 

Bislang gelang es nur den sowjetischen Raumsonden der Venera-Serie in den 1970er und 1980er Jahren Bilder von der Venusoberfläche zurückzufunken, bevor sie den höllischen Umweltbedingungen nach maximal rund zwei Stunden erlagen. Die Aufnahmen zeigen eine öde Wüste aus vulkanischen Gesteinen.

 

 

Die erste detaillierte Karte der Venus

 

 

Anfang der 1990er Jahre kartierte dann die US-Raumsonde Magellan die Oberfläche der Venus mit Radar in hoher Auflösung, so dass wir nun eine recht gute globale Karte des Planeten besitzen. Die Oberfläche wird dominiert von vulkanischen Strukturen wie Schildvulkanen und großen Einbruchkratern (Calderen). Des Weiteren lassen sich tausende kleiner Vulkankegel erkennen. Faltungsstrukturen überziehen die Oberfläche und es gibt zwei große Gebiete, die irdischen Kontinenten ähneln.

 

 

Wurde die Venus-Oberfläche runderneuert?

 

 

Einschlagkrater spielen auf Venus eine eher unterordnete Rolle, sie sind annähernd homogen über die gesamte Oberfläche verteilt. Dies ist ein Hinweis darauf, dass es auf der Venusoberfläche anders als auf der Erde keine Regionen mit besonders hohem oder besonders niedrigem Alter gibt. Möglicherweise wurde sie durch eine katastrophale vulkanische Aktivität vor einigen 100 Millionen Jahren völlig erneuert. Diese Frage ist nach wie vor eines der größten Rätsel unseres Nachbarplaneten.

 

Quelle: http://www.spektrum.de/wissen/steckbrief-venus-die-hoellenwelt/1203645